Geben und Nehmen sind eins. Jede Frau, die gestillt hat, weiß was ich meine. Diese mit nichts vergleichbare Intimität und satte Sinnlichkeit, die exklusive Bindung, die entsteht mit dem Kind und der sanften Tiefe seines Blicks. Der Augenstern an unserer Brust befriedet etwas in unserer Seele, wir sind im Land, wo Milch und Honig fließen. Dieser Überfluss kostet Frauenkraft, macht uns aber zugleich weich, prall und glänzend und stillt eine tiefe Sehnsucht in Mutter und Kind.
Als Strahlen (Ojas) bezeichnet Ayurveda unsere feinste substanzielle Essenz, das Endprodukt bzw. die „fast- schon-Energie“ unserer fortwährenden zellulären Erneuerung und einer funktionierenden Stoffwechselkette, bedingt durch ein gutes Leben. Hat man genügend Ojas – defakto handelt es sich um nur einige Tröpfchen, lokalisiert in unserem Herzen, so steht man im Genuss von Lebensfreude, Schönheit und Ausstrahlung. Letztere lügt ja bekanntlich nie und ist ein Merkmal von Ganzheit und Balance.
Viele Strahlen zeigen an: hier wohnt jemand, der gesund ist und glücklich. Liebe, Zufriedenheit, Intelligenz und Lebenskraft bezeugen einen guten Ojas-Status. Frühzeitiges Altern, Immunschwäche, Depression, Burnout und Unfruchtbarkeit wiederum resultieren aus einem Ojasmangel, einem Leben, dem das Prinzip der Angemessenheit fehlt und in dem sinnliche und weibliche Prinzipien zu kurz kommen.
Substanzen, die reich sind an Ojas, besitzen süße, nährende und leicht ölige Eigenschaften. „Das habe ich bereits mit der Muttermilch mitbekommen“ heißt es ja oft so treffend, wenn man gesegnet ist an Ressourcen und wohltemperierten Qualitäten. Nahrungsmittel, die den Organismus mit Vitalkraft versorgen sind zum Beispiel Milch, Ghee, Honig, Mandeln, reife, süsse Früchte (Trauben, Granatapfel, etc.), Rosinen, Datteln und die hochgelobte indische Stachelbeere Amla. Diese wird nach traditioneller Rezeptur zum stärkenden, würzigen Mus Chyavanaprash verarbeitet.
Aber auch ein Lebkuchen, der Hauch eines Vanillekipferls oder der Duft von Bienenwachs beleben, wie einst die geliebte Madeleine bei Marcel Proust, unsere Zellerinnerung. Und hoffentlich auch jene an Mamas selige Süße.